IG Angus Hessen e.V.

Staatsehrenpreis für herausragende Leistungen in der Tierzucht an Zuchtgemeinschaft Ruppel/Rücklinger vergeben

Staatsehrenpreis für Artur Ruppel und Werner Rücklinger

Staatsministerin Priska Hinz (2.v.lks.) überreichte den Staatsehrenpreis für besondere Erfolge in der Rinderzucht an Artur Ruppel und Werner Rücklinger.

Seit vielen Jahren wird in der hessischen Rinderzucht pro Jahr eine Adresse ausgezeichnet, die den Staatsehrenpreis für besondere Erfolge in der Rinderzucht erhält. Dabei geht es auch darum, dass die wesentlichen Rassen vertreten sind und somit sind die Fleischrinder-Zuchtbetriebe nur im Mehrjahresabstand vertreten. Mitte August 2021 erschien Staatsministerin Priska Hinz persönlich auf dem Zuchtbetrieb von Artur Ruppel und Werner Rücklinger in Eschenrod, um diesen beiden engagierten Betriebsleitern und ihren Familien diese Ehrung zuteilwerden zu lassen. Vor mehr als 30 Jahren haben die beiden entschieden, ihre vorhandenen Grünlandbetriebe auf Mutterkuhhaltung umzustellen, da die Herdengröße für die Milchviehhaltung keine weitere Perspektive bot und auch beide in ihren Berufen eine gute Perspektive sehen konnten. Da in der Region häufig rote Kühe gehalten wurden, fiel die Entscheidung relativ schnell zum Aufbau einer roten Angus-Herde, die von Anfang an im Herdbuch eingetragen wurde.

Die Betriebsflächen wurden Zug um Zug aufgestockt und liegen heute in einer Größenordnung von 70 ha (fast alles Grünland) und damit in einer für eine nebenerwerbsbasierte Landwirtschaft häufig festzustellenden Größenordnung. Gemeinsam mit Karl-Heinz Möser wurde auch die Direktvermarktung für das Fleisch aufgebaut und in den letzten Jahren noch einmal mit Unterstützung der Söhne Fabian Ruppel und Björn Rücklinger erweitert. Der Umbau und die Erweiterung der eingestreuten Laufställe auf dem Hof Ruppel wurde Zug um Zug vorgenommen und auf dem Betrieb Rücklinger fand ebenfalls in den letzten Jahren noch einmal eine deutliche Erweiterung mit Laufställen für die unterschiedlichen Bedingungen, einschließlich der Möglichkeit, auch Quarantänen durchführen zu können, statt. Damit sind beide Adressen inzwischen sehr gut auf die unterschiedlichen Anforderungen des Marktes eingestellt. Dieses ist auch erforderlich, da die Zuchtstätte seit vielen Jahren zu den aktiven und erfolgreichsten Beschickern beim Fleischrindertag in Alsfeld gehört. In den zurückliegenden fünf Jahren konnte der Betrieb allein viermal den Sieger bei der Körung der Auktionsbullen stellen und mehrfach wurden Rinder im Bereich der Sonderkollektion erfolgreich verkauft.

Um den Anforderungen des internationalen Marktes in der Angus-Zucht gerecht werden zu können, wurde vor einigen Jahren gezielt weibliche Tiere in Dänemark bzw. Tschechien erworben und auf der Basis mit den im Betrieb vorhandenen erstklassigen Herdenbullen weitergearbeitet. Der Einsatz bestens selektierter Herdenbullen war und ist von besonderer Wichtigkeit und daneben wurde und wird aktiv mit künstlicher Besamung gearbeitet. In den letzten Jahren waren Vererber wie Etos und Orzo im Einsatz und aktuell stammt der Nachwuchs von Ertel bzw. Denver ab, immer ergänzt um Nachkommen aus dem internationalen Besamungsprogramm. Neben den Erfolgen beim Verkauf waren die Adressen Ruppel und Rücklinger seit Jahrzehnten konstant bei Landes- und Bundesschauen mit bestem Erfolg vertreten. Auf der Nationalschau 2011 in Alsfeld wurde die Harker-Tochter Lesli in der Konkurrenz der Färsen Bundessiegerin und der im Betrieb gezogene Vererber Gustel errang das gleiche Resultat in der Klasse der Bullen. Sieben Jahre später wurde der Edge-Sohn Etos auf der Nationalschau in Laasdorf mit Erfolg ausgestellt und bekam die Schärpe des Bundessiegers umgehangen. Seine Nachkommengruppe wurde zur Reservesiegergruppe der Schau ausgewählt. Weitere Spitzentiere aus der Herde wie die Kuh Lena oder die Etos-Tochter Elster waren Spitzenvertreter beim Fleischrindertag in Alsfeld. Dass diese Erfolge nicht ohne Einfluss auf die Vermarktung des Zuchtviehs bleiben, dürfte jedem aktiven Züchter leicht verständlich sein. So wurden nicht nur Tiere innerhalb Deutschlands abgegeben, sondern auch Interessenten aus Nachbarländern von der Schweiz über Tschechien bis nach Slowenien und Spanien haben in Eschenrod Nachkommen für ihre Herden erwerben können.

Sehr typstarke Kühe kennzeichnen die Herde von Artur Ruppel und Werner Rücklinger in Eschenrod.

Die Haltungsformen auf den Höfen Ruppel und Rücklinger entspricht dem vieler Mutterkuhhalter und ist gekennzeichnet durch mehrere durchweg eingestreute Ställe und das Winterfutter besteht zum Großteil aus der selbsterzeugten Grassilage mit Ergänzung von Heu. Die für Schauen oder Auktionen vorzubereitenden Tiere werden dabei in den Ställen separat gehalten, wo die bestmögliche Betreuung gewährleistet ist. Das alles findet unter den Bedingungen eines Nebenerwerbsbetriebes statt und deswegen sind auch durchgehend befahrbare Futtertische längst eine Selbstverständlichkeit geworden. Für die zur Zucht nicht geeigneten Tiere werden seit Jahrzehnten an Kunden über die Direktvermarktung abgegeben und hier ist es den Betrieben gelungen, einen sehr guten Kundenstamm im regionalen Umfeld aufzubauen und stabilisieren zu können. Auch dieser Betriebszweig ist mit einer sichtbaren Arbeitsintensität versehen und wird von allen Teilen der Betriebe komplett unterstützt. Genauso wurde von Anfang an die Bewirtschaftung nach den Maßstäben des biologischen Landbaus umgesetzt und ist seit vielen Jahren eine Selbstverständlichkeit.

Neben den umfangreichen betrieblichen Arbeiten war und ist es für Artur Ruppel und Werner Rücklinger eine Selbstverständlichkeit, sich auch in verschiedener Form ehrenamtlich zu engagieren. Neben Tätigkeiten im kommunalen Bereich sind hier besonders die Mitwirkung von Werner Rücklinger in der Körkommission und die Unterstützung des Bundesverbandes BDAH über viele Jahre zu erwähnen. Eine beachtliche Zahl an Gästen war der Einladung der Züchterfamilien nach Eschenrod gefolgt und konnte die am Hof aufgestellten Herden bestens in Augenschein nehmen. Da die Söhne bereits voll in die Arbeit mit einbezogen sind, kann erwartet werden, dass auch in Zukunft die Zuchtbetriebe Ruppel und Rücklinger aus Eschenrod ein gewichtiges Wort in der hessischen Angus-Zucht mitsprechen werden.

Text/Fotos: Grünhaupt, LLH Kassel

v.l.n.r. Ministerin Priska Hinz, Arthur Ruppel, Claus Knacker, Werner Rücklinger